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Die Gebäude im Museumsdorf Bayerischer Wald stammen aus dem gesamten Bayerischen Wald, von der Donauebene bis zum Böhmerwald und vom Wegscheider Land an der österreichischen Grenze bis zum Oberen Bayerischen Wald bei Cham. Sieben Gebäude kommen von rechts der Donau.

Verschiedene Hofgrößen

In den Dörfern gab es nur wenige Großbauern mit stattlichen Höfen. Die überwiegende Zahl der Anwesen waren mittlere bis sehr kleine Betriebe mit wenig bis gar keinem eigenen Grundbesitz.

Im Bayerischen Wald kann man die Hoftypen Einfirstanlage, Wohnstallhaus und Vierseithof unterscheiden.

1) Einfirstanlage vom Karmannhof aus Bachlern bei Viechtach, 
erbaut um 1612 (Hof Nr. 5)

Dieses kleine Holzhaus wurde als so genannte Einfirstanlage errichtet. Die Einfirstanlage vereint Wohnraum, Stallung und Stadel unter einem Dachfirst.

So stellen wir uns ein typisches "Waldlerhaus" vor. Solche Häuser wurden vor allem von den Kleinbauern, Tagelöhnern, Inleuten und Austragsbauern bewohnt.

2) Dachsenhof aus Weißenregen bei Kötzting, 
erbaut um 1717 (Hof Nr. 32)

Neben den Einfirstanlagen waren Wohnstallhäuser am weitesten verbreitet. Bei diesem Haustyp befinden sich Wohnung und Stallung unter einem Dach. Der Stadel ist entweder angebaut oder steht wie die übrigen landwirtschaftlichen Nebengebäude separat.
Wohnstallhäuser gehören in der Regel zu den Höfen der bäuerlichen Mittelschicht. An der Giebelseite dieses Hofes ist ein doppelter Balkon mit der für den Bayerischen Wald typischen Laubensäule in der Giebelmitte zu sehen.

3) Bucheckergut aus Hohenthan bei Schönberg,
erbaut im 18. Jahrhundert (Vierseithof Nr. 37)

Das Bucheckergut ist der einzige Vierseithof im Museumsdorf . Die geschlossene Hofanlage besteht aus dem Wohnhaus mit angebauter In- bzw. Austragsstube, Rossstall, Ochsenstall, Schweinestallungen, Stadel, Getreidekasten, Wagenremise und Streuschupfe. Die Gebäude gruppieren sich auf vier Seiten um den Hofraum. In der Mitte des Hofes steht ein Taubenkobel. Solche komplexen Hofanlagen wurden im Allgemeinen von wohlhabenderen Bauern bewohnt.

4) Stadel (Scheune) aus Grünbach bei Kirchdorf, 
Darstellungszeitraum: 1. Hälfte 20. Jahrhundert (Stadel Nr. 15)

Der Stadel war neben Stallung und Getreidekasten das wichtigste landwirtschaftliche Nebengebäude eines Hofes. Die in Ständerbauweise errichteten Scheunen legen ein eindrucksvolles Zeugnis ab für hervorragende Zimmermannsarbeit.

Die Deckung mit Stroh war für landwirtschaftliche Nebengebäude mit Steildächern im Bayerischen Wald noch bis nach dem 2. Weltkrieg verbreitet. Aus konservatorischen Gründen wurde die Strohdachung meist durch Ziegel ersetzt (auch im Museumsdorf).

5) Getreidekasten vom Geigerhof aus Grub bei Konzell,
erbaut 1767 (Nr. 38b)

Die verschiedenen Getreidekästen stellen baulich häufig eine Mischung aus Ständerbauweise im Erdgeschoss und Blockbauweise im Obergeschoss dar.

Im Museumsdorf wird in einer "Formenreihe Getreidekästen" der Typus "Getreidekasten" in seiner Vielfalt besonders augenfällig.

Im Kasten wurde das kostbare Getreide (Nahrung für Mensch und Tier sowie Saatgut) möglichst sicher gegen Brandgefahr, Feuchtigkeit und Diebstahl gelagert. Der Getreidkasten wurde auch das "Schatzkästchen" eines Hofes genannt.

Solche Gebäude wurden vereinzelt zu Wohnungen für Inleute oder Austrägler (z. B. Nr. 5 und Nr. 69) - und nach dem 2. Weltkrieg auch für Flüchtlinge - umgebaut.

6) Schul- und Marktschreiberhaus aus dem niederbayerischen Markt Simbach bei Landau, erbaut in den Jahren 1666 bis 1670 (Schulhaus Nr. 9)

Die älteste Volksschule Deutschlands ist eine wahre Rarität. Dieses Haus war zugleich Schulhaus, Marktschreiberhaus, Wohnung des Lehrers (Marktschreiber und Schulmeister) und barg das Gefängnis für die Abstrafung geringerer Vergehen.
Die Schulstube befindet sich im Obergeschoss. Sie wurde anhand der noch erhaltenen Inventarlisten von 1706 eingerichtet. 110 Jahre lang (von 1670 bis 1780) bildete das Schulzimmer den kulturellen Mittelpunkt des Marktes.

Im ehemaligen Gefängnis werden Strafen aus jener Zeit und Fakten aus dem Leben der Marktschreiber und Schulmeister dokumentiert.

In zwei kleinen Kammern werden in der Austellung "100 Jahre Schulwandbild"über 1000 Bildtafeln (auch per Touchscreen) präsentiert.

7) Die Rothaumühle am ursprünglichen Standort,
erste urkundliche Erwähnung 1430 (Mühle Nr. 44)

Diese historische Mühle steht fast schon 600 Jahren in diesem Tal. Sie ist die Keimzelle des Museumsdorfes Bayerischer Wald. Nach einer aufwändigen Restaurierung wurde sie 1974 als Heimatmuseum eröffnet.
In den ehemaligen Wohnräumen werden in einer sehr eindrucksvollen und reichhaltigen Ausstellung "Zeugnisse der Volksfrömmigkeit" gezeigt.
Von besonderer Anziehungskraft ist auch die Mahlkammer. Jedes Jahr wird hier an Deutschen Mühlentagen (Pfingsten) Korn gemahlen.

In unmittelbarer Nachbarschaft stehen im Museumsdorf zwei Sägewerke, eine Hammerschmiede und eine bäuerliche Getreidemühle.

8) Wallfahrtkapelle Maria vom Guten Rat aus Thierham,
erbaut 1828 (Kapelle Nr. 34)

Kapellen und viele andere Zeugnisse der Volksfrömmigkeit gehörten zum Erscheinungsbild der Dörfer des Bayerischen Waldes. Neben den Hofkapellen und Dorfkapellen gab es auch die Wallfahrtskapellen. In ihrer baulichen Ausführung und Ausstattung waren sie recht unterschiedlich, doch gerade bei einfacheren Kapellen ist der mit Brettern verschalte Ständerbau besonders beliebt.

Diese reich verzierte Kapelle wurde in Einlösung eines Gelübdes errichtet, das der Soldat Matthias Thommerl aus Thierham bei Sonnen während des Russlandfeldzuges von Napoleon (1812) abgelegt hatte. Sie wird deswegen auch "Napoleonkapelle" genannt.

Im Museumsdorf wird in dieser Kapelle besonders der Gefallenen und Vermissten der Heimatpfarreien Tittling und Thurmannsbang gedacht.

Sieben sehr unterschiedliche Kapellen sind im Museumsdorf erhalten.