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Auszeichnung 100 Heimatschätze Gewinner

Der Napoleon vom Reischlhof im Museumsdorf Bayerischer Wald

Napoleonbrunnen, 1792

Der Wassergrand mit Brunnenstock und einer wasserspeienden Napoleonfigur aus Granit stammt aus Aßberg bei Jandelsbrunn im Landkreis Freyung-Grafenau. Der große Granitwassergrand wurde 1792 gefertigt und 1814 als Brunnen beim Reischlhof errichtet. Die wasserspeiende Brunnenfigur stellt den französischen Kaiser Napoleon in typischer Pose, mit seiner rechten Hand in der Weste, dar. Am Hutrand ist die Bourbonenlilie, das Symbol der französischen Monarchie, eingemeißelt. Die Säule, auf der die Figur sitzt, hat an drei Seiten florale Verzierungen. Der Napoleon wurde vermutlich als Spottfigur geschaffen. Der Brunnen steht seit 1982 im Museumsdorf Bayerischer Wald.

Gewinnt Bayern als Verbündeter Frankreichs zwar die Königskrone, so musste die einfache Bevölkerung auf dem Land hart dafür bezahlen: sie stellte die Soldaten und bei Auf- und Durchmärschen musste sie Einquartierungen und Plünderungen erleiden. 1812 wollte Napoleon mit 600 000 Mann – darunter 33 000 bayerische Soldaten – Russland erobern. Dieser Feldzug endete bekanntlich in einer Katastrophe: Lediglich 6000 Soldaten der bayerischen Soldaten überlebten die Kämpfe, den Hunger, die Kälte und Krankheiten. Damit erreichte die Popularität Napoleons in Bayern ihren Tiefpunkt.

Auf diese Tragödie sowie auf die endgültige Niederlage und die anschließende Verbannung des französischen Kaisers Napoleon im Jahre 1814 verweist auch ein bekanntes Spottlied, das der Heimatforscher und Dichter Josef Schlicht (1832-1917) überliefert hat: „Jetzt muaßt nach Elba zum Haselnussklaub´n, dös is dir viel g´sünder als s´Länder ausraub´n.“

Die Beschädigungen der Napoleonfigur vom Reischlhof an den Beinen und im Gesicht verweisen noch auf einen weiteren Krieg: Sie wurden der Figur am Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 von amerikanischen Soldaten zugefügt.